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Floskeln: Alles gut. Oder nicht?

Anke Oceguera • Aug. 24, 2020

„Alles gut!“ antworte ich und denke mir: ,Was für ein Blödsinn war das denn?!‘ Diese seltsame Floskel verfolgt mich derzeit bei Tag und Nacht. Überall stolpere ich darüber. Bei mir selbst und bei anderen. Und ich frage mich, was will ich damit eigentlich ausdrücken? Was wollen mir andere sagen mit ihrem „Alles gut!“?

Manchmal meine ich es ja tatsächlich so, wie ich es sage: Wenn die Kellnerin fragen kommt, ob das Essen in Ordnung sei und ich mit einem durch eine gewisse Mundhöhlenausfüllung bedingt genuscheltem „Alles gut!“ antworte. Gut, das geschieht auch eher reflexartig. Und wenn es wirklich himmlisch, überwältigend und grenzgenial köstlich ist, ja, dann sage ich das auch. Und zwar am liebsten genau so!

Oft jedoch ertappe ich mich dabei, wie ich „Alles gut!“ hinausposaune, wenn ich in Wirklichkeit lieber „Lass mich in Ruhe!“ oder „Ich mag jetzt nicht darüber reden.“ sagen würde. Vermutlich aber traue ich mich nicht. Vielleicht auch traue ich mir das nicht zu. Oder traue ich dem Anderen nicht zu, mit solch direkter Wortwahl umzugehen? Und während ich noch darüber nachsinne, fragt mich die Bekannte, die eigentlich gar keine Zeit für meine differenzierte Antwort hat, wie es mir ginge und ich sage „Alles gut!“. Und schmettere sie damit ab. Paff! Wie ein gepfefferter Tennisball fliegt ihr mein „Alles gut!“ mit Schmackes um die Ohren. Denn je nach Tonfall und begleitender Mimik und Gestik wirkt ein „Alles gut!“ eben ganz und gar nicht mehr so, als wäre wirklich alles gut. Dann kommt es eher so an, als wolle man das Gegenüber einfach schnellstmöglich loswerden. Und das geht eben mit einem „Alles gut!“ sehr schnell und einfach.

Und das Schöne ist: Es klingt dabei so herrlich positiv! Wer wollte gegen „alles“ oder „gut“ schon etwas einwenden? Das sind „gute Wörter“. Gefühlsmäßig eher auf einer Plus-, als auf einer Negativliste.

Wo war ich? Achja: „Alles gut!“

Alles gut: Ich bin wieder im Thema, der Flow ist wieder hergestellt. Und ich merke: Das „Alles gut!“ nervt mich zunehmend. Weil ich nicht unterscheiden und entscheiden kann, wer sein „Alles gut!“ noch ernst meint. Und wann ich mich damit schlichtweg abgewimmelt fühlen darf. Und weil es mich noch viel stärker nervt, dass ich solchen Floskeln blindlings aufsitze und sie in meinen Sprachgebrauch übernehme, als drückten sie etwas aus, was ich nicht anders besser und besser anders sagen kann.

Um ganz ehrlich zu sein: Ich bin heilfroh, dass mich das derzeit grassierende „Das pestet mich!“ so abstrus finde, dass mir diese Floskel bislang nicht über die Lippen kam! Auch wenn es hier wohl zumindest im Wortsinne derer, die es verwenden, durchaus passend wäre. Und ja, natürlich: Der Duden kennt sehr wohl den Begriff „pesten“ im Sinne von „gehässige, verunglimpfende Äußerungen über jemanden machen, hetzen“. Doch da ist das Verb nicht reflexiv. Das jedoch ist wohl zu hoch für diejenigen, die sich da selbst pesten. Na, sei’s drum! Das schadet immerhin keinem Dritten.

Demnächst dann mehr Sprachliches hier, vielleicht ja auch zu dieser seltsamen Marotte, eigene Erwartungen reflexiv zu formulieren. Das inflationäre „ich erwarte mir“ und Spekulationen zum Grund seiner Anwendung.

Ihre

Anke Oceguera
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